I n t e r v i e w
Seit mehr als einem Jahr ist Werner Bumeder Landrat. Ein bewegtes Jahr mit wenig Urlaub und Schlaf, aufgrund der Corona-Krise. Im ausführlichen Gespräch mit dem Dingolfinger Stadtmagazin lässt der Landkreis-Chef die ersten 365 Tage noch einmal Revue passieren. Zudem sprach er über seine Liebe zur Gartenarbeit, die Anstrengungen in der Corona-Krise und gibt einen Ausblick, wie er in diesem Jahr seinen Urlaub verbringen wird.
„Landrat ist definitiv mein Traumberuf“
Herr Bumeder, Sie sind jetzt ziemlich genau ein Jahr lang Landrat. Ist es Ihr Traumjob?
Werner Bumeder: Definitiv. Auch wenn die Corona-Situation mir die eine oder andere Nacht geraubt hat und schwierige Entscheidungen abverlangt hat – Landrat sein ist für mich eine große Ehre und ehrlich gesagt auch mein Traumberuf.
Der Dingolfinger Altbürgermeister Josef Pellkofer sagte einmal wörtlich gegenüber der Lokalpresse, dass der Beruf des Ersten Bürgermeisters der schönste Job der Welt sei. Der zweitschönste Job müsste dann eigentlich der des Landrats sein…
Werner Bumeder: Bürgermeister und Landrat können nur gemeinsam das Beste für ihre Heimat erreichen. Deshalb sehe ich Landrat und Bürgermeister als ebenbürtig. Ich muss deshalb Josef Pellkofer keineswegs widersprechen, lediglich ergänzen: Erster Bürgermeister oder Landrat ist der schönste Job der Welt.
Sie folgten Heinrich Trapp, der 29 Jahre dieses Amt ausführte und in der Bevölkerung, auch aufgrund seiner herzlichen Art, sehr beliebt war. War es am Anfang demzufolge schwer für Sie?
Werner Bumeder: Heinrich Trapp hat den Landkreis sehr gut entwickelt und mir in einer sehr guten Ausgangslage übergeben. Ich konnte zudem bereits viel während meiner Amtszeit als stellvertretender Landrat lernen. Deshalb – und vor allem auch durch die hervorragende Aufnahme und Arbeit der Mitarbeiter des Landkreises – ist es mir eigentlich nicht sehr schwer gefallen. Und wir konnten bereits in den letzten Monaten viel vorantreiben und auf den Weg bringen.
Wie sehr hat es Sie gefreut, dass der Vorgänger im Wahlkampf ordentlich die Werbetrommel gerührt hat? Er nannte Sie den perfekten Nachfolger. Und das als SPDler…
Werner Bumeder: Es freut mich, von einem erfahrenen Landrat als perfekter Nachfolger eingeschätzt zu werden. Ich habe mit Heinrich Trapp sechs Jahre als sein Stellvertreter sehr gut zusammengearbeitet. Und wir hatten schließlich das gleiche Ziel, nämlich für unsere Heimat gute Entscheidungen zu treffen. Dass mir dafür auch die Bevölkerung mit einem herausragenden Wahlergebnis einen großen Vertrauensvorschuss gegeben hat, hat mich sehr gefreut und spornt mich tagtäglich aufs Neue an, mit aller Kraft für den Landkreis Dingolfing-Landau zu arbeiten.
Nun zu Ihrem ersten Jahr: Der Start fiel mitten in die Corona-Krise. Haben Sie manchmal mit dem Schicksal gehadert?
Werner Bumeder: Die Pandemie war und ist durchaus eine große Herausforderung. Auf so eine Krise kann man sich auch bei bestem Willen nicht vorbereiten. Dennoch versuche ich gemeinsam mit vielen Mitarbeitern und Mitstreitern, das Beste aus der Situation zu machen. Das ist keine Zeit, um mit dem Schicksal zu hadern, es sind Entscheidungen erforderlich, die oft nicht schön und sehr schwierig sind, aber leider nötig.

Wie schwer ist es, in dieser Ausnahmesituation, Politik zu machen und Akzente zu setzen?
Werner Bumeder: Die richtigen Akzente zu setzen ist immer eine Herausforderung. Es gilt aber auch in Krisenzeiten, mit einem klaren Kurs die Richtung vorzugeben. Dann stehen einige Zeit eben nicht Schulbauten, der Straßenbau oder Umweltprojekte im Fokus, sondern vielmehr die Organisation von Teststrategien oder der Aufbau eines Impfzentrums. Und eine solche Situation verdeutlicht, wie wichtig unsere Krankenhäuser sind und welche Bedeutung die Digitalisierung hat. Ich sehe es zudem als erforderlich, in dieser schwierigen Zeit für den Zusammenhalt der Bevölkerung Akzente zu setzen.
Sie sprechen ein wichtiges Thema an: In dieser Krise die Bevölkerung zusammenzuhalten. Was unternehmen Sie dazu?
Werner Bumeder: Ich habe gemeinsam mit den Gewerbevereinen des Landkreises und der Wirtschaftsförderung eine Kampagne „Des pack ma! …aber nur mitnand“ gestartet. Ziel ist es, den Blick auf die eigenen Möglichkeiten in der Pandemie zu lenken, den Zusammenhalt zu stärken und nicht auf andere zu zeigen. Jede und jeder kann seinen Beitrag leisten mit Abstand halten, Masken tragen und Kontakte minimieren. Und es kann für jede und jeden etwas bringen, weil wir dadurch hoffentlich früher Kitas und Schulen wieder öffnen, mehr Kontakte möglich machen, unsere Geschäfte wieder alle öffnen können, in den Seniorenheimen die Besuche nicht eingeschränkt werden müssen, das Vereinsleben wieder aufgenommen werden kann und nicht zuletzt hoffentlich wieder Feiern und Veranstaltungen – egal ob kulturell, traditionell oder privat – stattfinden können. Außerdem wollen wir den Zusammenhalt stärken, indem wir auf die Schönheit unseres Landkreises hinweisen.
Was war der schwierigste Moment im ersten Jahr?
Werner Bumeder: Die Situation in Mamming im August letzten Jahres war sicher ohne Zweifel für den Landkreis und auch für mich eine riesengroße Belastung. Ich will es aber nicht auf den einen Moment beschränken. Neben der Dauerherausforderung Corona mit täglich neuen Schwierigkeiten auch allen anderen Aufgaben gerecht zu werden, das ist aus meiner Sicht die Herausforderung.
Ein Landrat ist oft auf Terminen unterwegs. Von der Fahnenweihe bis zur Diamantenen Hochzeit. Wie sehr fehlen Ihnen solche persönlichen Begegnungen mit den Bürgern?
Werner Bumeder: Das fehlt mir in meinem neuen Amt als Landrat am allermeisten. Das Amt lebt ja eigentlich von den vielen persönlichen Gesprächen, von den Begegnungen. Von Lebensleistungen zu erfahren, der Blick in die Vergangenheit, aber auch die Beschreibung von Visionen und Ideen jedes Einzelnen sind eigentlich die Kraftquellen für jeden Kommunalpolitiker, genauso auch Gründungsfeste, Vereinsveranstaltungen oder kulturelle Ereignisse. Gerade dabei zeigen sich die Gemeinschaftsleistungen jeder Ortschaft, jeder Organisation. Da ist man als Landrat gerne mit Stolz dabei. Ich hoffe aber, dass wir das so bald wie möglich nachholen können.
Corona hatte zumindest eine positive Seite. Man konnte öfter zuhause bei der Familie sein. Wie sehr haben Sie diesen Zustand genossen?
Werner Bumeder: So viel Zeit mit der Familie zu haben, ist als Politiker absoluter Luxus. Umso mehr habe ich die Zeit mit meiner Frau und meinen Kindern genossen. Allerdings auch mit der Einschränkung, mit der wir alle zurechtkommen müssen: Man kann kaum etwas gemeinsam unternehmen und sich auch kaum mit Freunden treffen.

Manche Männer lernten den Garten neu kennen; andere versuchten sich beim Kochen. Welche Fähigkeit haben Sie durch den Lockdown neu hinzugewonnen?
Werner Bumeder: Ich kann auf jeden Fall feststellen, dass es das Fernsehprogramm in der Regel nicht wert ist, zuhause zu bleiben. Umso mehr freue ich mich, wenn im Landkreis wieder mehr los ist. Der Garten war schon immer eine Leidenschaft von mir. Darum konnte ich mich in den letzten Monaten tatsächlich mehr kümmern. Und ich bin die letzten Monate mehr spazieren gegangen als die 30 Jahre zuvor. Eines ist geblieben: Ich bin ein besserer Esser als Koch.
Der Sommer steht mit großen Schritten vor der Türe. Auf was freuen Sie sich am meisten?
Werner Bumeder: In meiner Wunschvorstellung sitze ich mit meiner Familie und meinen Freunden oft im Biergarten, besuche die eine oder andere Veranstaltung und kann heimische Spezialitäten genießen. Am meisten würde ich mich aber darüber freuen, wenn dies wieder unbeschwert für alle möglich wäre.
Glauben Sie zum Beispiel, dass es im Landkreis in diesem Jahr das eine oder andere Volksfest geben wird?
Werner Bumeder: Leider kann ich mir das in der momentanen Situation beim besten Willen nicht vorstellen. Allerdings hoffe ich sehr wohl, dass man zumindest in kleinen Runden Feste feiern oder sich beim Wirt zusammensitzen kann. Wenn die Impfbereitschaft so hoch bleibt und wir den erforderlichen Impfstoff bekommen, hoffe ich, dass auch das Volksfest wieder fester Bestandteil im Kalender ist.
Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem Dingolfinger Bürgermeister?
Werner Bumeder: Die Zusammenarbeit mit Armin Grassinger könnte ich mir nicht besser vorstellen. Wir telefonieren oft, stimmen uns gut ab und halten uns gegenseitig auf dem Laufenden. Bei diesen Gesprächen kommen oft nützliche Synergieeffekte und Ideen zustande.
Und abschließend: Wo trifft man den Landrat im Sommer an und wo machen Sie in diesem Jahr Urlaub?
Werner Bumeder: Weit weg geht es auf jeden Fall nicht! Die Wahrscheinlichkeit, mich auf meinem Fahrrad durch den Landkreis oder auch über die Landkreisgrenzen hinausradeln zu sehen, ist relativ groß.
Beschreibe Dingolfing in drei Worten:
LIEBENSWERT, LEBENSWERT & SCHÖN
Text: Andy Forster
Fotos:Werner Bumeder und Christine Daxl