I n t e r v i e w
Nach 18 Jahren hat die Stadt Dingolfing seit dem 1. Mai mit dem 43-jährigen Armin Grassinger einen neuen Bürgermeister. Im Gespräch mit dem Dingolfinger Stadtmagazin stand er zu Themen wie Nachtleben, seinem Beruf als Bürgermeister und Work-Life-Balance Rede und Antwort. Zudem verrät er, was im Hause Grassinger gerne mit den Kindern gespielt wird.
Aus dem Tunnel in das Rampenlicht
Herr Grassinger, wie konnten Sie sich mittlerweile im Rathaus einleben?
Armin Grassinger: Die Aufgabengebiete sind sehr umfangreich, vieles davon auch neu. Die Tage sind geprägt von Sitzungen, Gesprächen, Abstimmungen, Organisation und Koordination. Wichtig war mir schnell einen Überblick zu bekommen, wie alle städtischen Einrichtungen derzeit funktionieren und sich der aktuellen Situation angepasst haben. Wir haben sehr gute Mitarbeiter und Führungskräfte, welche mit viel Engagement und Weitblick die neuen Anforderungen in den Betriebsabläufen einfließen lassen und berücksichtigen. Generell gibt es vieles abzuwägen und zu entscheiden; doch dies geschieht meist im Konsens miteinander. Durch ein gutes Zeitmanagement – dazu zählt auch Aufgaben zu delegieren – ist es möglich, an vielen Themen zu arbeiten.
Einen Vorteil hatte Corona. Sie konnten das Rathaus wohl besser kennenlernen. Wie lautet Ihre Bestandsaufnahme?
Armin Grassinger: Im Rathaus wird sehr effektiv und zielstrebig gearbeitet. Ich habe ein motiviertes Team vorgefunden. Die Personaldecke kommt mir für die in den letzten Jahren angewachsenen Aufgaben jedoch etwas dünn vor. In das Tagesgeschäft im Rathaus fügte ich mich schnell ein, was mir natürlich durch meine vorherige Tätigkeit im Landratsamt und damit verbundene Erfahrung erleichtert wurde.
Es hat sich in den vergangenen Monaten auch personell einiges getan. Erfahrene Beamte verließen nach Jahrzehnten das Haus; junge Führungskräfte rückten nach. Tut ein frischer Wind gut?
Armin Grassinger: Es wäre lebensfern zu behaupten, dass die fehlende Erfahrung der scheidenden Mitarbeiter keine Lücken hinterlässt. Aber so ist nun mal der Lauf der Zeit. Allen war es ein Anliegen, dass ihre Stellen von jungen, motivierten Mitarbeitern nachbesetzt werden und wir haben auch ihren Rat bei den Nachbesetzungen eingeholt. Insgesamt gilt es in der Verwaltung eine gute Mischung an Mitarbeitern – aus allen Lebenslagen – zu haben. Es braucht nun ein wenig Zeit, aber wir sind auf einem guten Weg, einen neuen „Spirit“ im Rathaus zu verankern.
Sie haben sicher von den Plänen des Landrats gelesen, der sich eine Hochschule im Landkreis wünscht. Was halten Sie ganz persönlich von diesem Vorhaben?
Armin Grassinger: Dies ist absolut zu unterstützen. Der Landkreis Dingolfing-Landau ist ein Wirtschaftsfaktor für ganz Niederbayern. In dieser Angelegenheit stehe ich als Bürgermeister zu 100 Prozent hinter der Idee von Werner Bumeder.
Die Dingolfinger Unternehmen suchen händeringend nach hochqualifizierten Mitarbeitern. Wie können diese stadtorientierten Menschen nach Dingolfing gelockt werden? Können Sie den Lesern des Dingolfinger Stadtmagazins einige Beispiele nennen, was die Stadt Dingolfing konkret für eine Ansiedlung von Arbeitnehmern unternimmt?
Armin Grassinger: Wie bereits oben angeschnitten, würde ein Hochschulstandort dem Landkreis sicherlich gut tun. Sonst wird von der Stadt Dingolfing vieles getan, um Dingolfing noch attraktiver für junge Familien zu machen. Zum Beispiel durch die Ausweisung neuer Baugebiete oder durch ein gezieltes Handeln auf dem Wohnungsmarkt. Dafür haben wir die Baugenossenschaft und auch einige ehemalige GBW-Wohnungen in unserem Besitz. Doch nicht nur in Dingolfing werden händeringend hochqualifizierte Mitarbeiter gesucht, auch anderswo. Trotzdem wird alles von unserer Seite versucht, dass wir Leute nach Dingolfing locken.
„“Man hat mich jedoch mehr im Plaza angetroffen als im Strich 8.“
Junge Leute in die Stadt zu bekommen, sollte das Ziel in den kommenden Jahren sein. Dafür fehlen aber teilweise die Möglichkeiten in puncto Ausgehen. In welche Diskothek ist eigentlich der Bürgermeister früher gegangen. Plaza oder Strich 8?
Armin Grassinger: Es gab feste Wochentage für die Discos. Man hat mich jedoch mehr im Plaza angetroffen als im Strich 8.
Wie kann man das darbende Nachtleben in Dingolfing wieder in Schwung bringen?
Armin Grassinger: Eines kann ich zunächst ausschließen: Die Stadt selbst wird nicht als Betreiber auftreten, das gehört ganz klar nicht zu unseren Aufgaben. Natürlich wird jede Neugründung unterstützt. Wir sind für alles offen und bieten unsere Unterstützung für jede Geschäftsidee an.
Sie denken sehr Grün und wollen in puncto Klimaschutz Ihre Akzente setzen. Wie sehen Sie Dingolfing in zehn Jahren: Grüne Dächer auf Geschäftsgebäuden oder eher begrünte Dingo-Haltestellen?
Armin Grassinger: Ich könnte mir beides vorstellen. In meiner Vision beschäftige ich mich viel mit Fassadenbegrünung. Da gibt es aus Großstädten sehr pfiffige Ideen, die sehr positiv für das Stadt- beziehungsweise Gebäudeklima sind. Mit Sicherheit ergibt sich hierzu in den kommenden Jahren ein mögliches Projekt, aber die beiden von Ihnen genannten Ideen sind auf jeden Fall nicht schlecht.
Zum Amt eines Bürgermeisters gehört auch Trauungen durchzuführen. Mal ehrlich: Waren Sie bei Ihrer Hochzeit aufgeregter oder als Sie die erste Trauung in der Herzogsburg durchführten?
Armin Grassinger: Als Standesbeamter tätig zu sein ist schon eine sehr ehrenhafte Aufgabe. Jedoch ist es schon ein Unterschied, ob man selbst heiratet oder als Standesbeamter fungiert. Generell steht an diesem besonderen Tag das Brautpaar im Mittelpunkt und nicht der Standesbeamte.

Nun soll es ein wenig privat werden: Wer gewinnt im Hause Grassinger, wenn Sie gemeinsam mit Ihrer Frau und den beiden Kindern „Mensch ärgere dich nicht“ spielen?
Armin Grassinger: Wir spielen derzeit fast nur Karten, von Watten bis Neunerln ist alles dabei. Eine Gegenfrage: Wer verliert schon gern?
Das stimmt. Wie stolz sind die Kinder eigentlich, weil der Papa jetzt ein echter Bürgermeister ist?
Armin Grassinger: Unsere Kinder sind erst sechs Jahre. Für sie gibt es halt jetzt einen gravierenden Unterschied. Der Papa hat sein Büro nicht mehr im „Tunnel“ (Landratsamt), sondern im Rathaus. Meine Frau und ich gehen wirklich sehr behutsam mit dem Thema um.
Wie entspannen Sie sich nach einem anstrengenden Tag in der Arbeit?
Armin Grassinger: Die Trennung von Privat und Beruf ist beileibe nicht einfach, jedoch bei vielen Berufen ein Balanceakt. Hinter der Haustüre wartet die Familie; Kinder und Sport sorgen für den nötigen Einklang zwischen Beruf und Privat. Das ist die Work-Life-Balance, wie es so schön heißt. (lacht)
Abschließende Frage: Auf welches Ereignis freuen Sie sich im kommenden Jahr mehr: Auf den Dingolfinger Kirta oder das Dingfest?
Armin Grassinger: In mir ist ganz klar das Kirta-Gen stärker ausgeprägt!
Text: Andy Forster
Foto: Christine Daxl