Bewusster Leben
Müsste ich einen Strich unter meinen Selbsttest ziehen, würde ich zusammenfassen: Einfacher gesagt als getan. Dass Plastik eines der größten Probleme unserer Zeit ist, muss man wohl kaum näher erläutern. Unzählige Tonnen an Müll sammeln sich in den Weltmeeren, verschmutzen unsere Gewässer und beeinträchtigen auf lange Sicht unsere Gesundheit. Die Lösung sollte relativ einfach sein: Wir verzichten künftig auf Plastik.
Den Vorsatz zum Selbstversuch gefasst, ging es zunächst zur Bestandsaufnahme in die eigenen vier Wände, um vor allem die beiden Tatorte „Küche“ und „Bad“ genauer unter die Lupe zu nehmen. Duschgel, Shampoo und Cremes – alles klassisch in Plastik verpackt. Auch ein Blick auf die verschiedenen Waschmittel zeigt schnell: Nicht nur die Verpackung enthält Plastik – auch das Waschmittel selbst, wie auch die meisten Pflegeprodukte im Bad, enthalten Mikroplastik. Weiter ging es in die Küche und zum Zentrum des Plastikwahnsinns: dem Kühlschrank. Joghurts, Quark, Frischfleisch, Wurst und Käse – eines haben alle Waren gemeinsam: Sie sind in Plastik verpackt. Den ersten Lichtblick gab es aber bei den Getränken, denn in der neuen Wohnung ist genügend Platz für Getränkekisten. Und sind die Plastikflaschen erst mal aus dem Leben verbannt, gewöhnt man sich recht schnell an die umweltfreundlicheren Mehrweg-Glasflaschen – oder eben an das Leitungswasser, das in unseren Breitengraden sorglos konsumiert werden darf. Nach der Bestandsaufnahme folgte schließlich der Gang zum Wocheneinkauf – und zwar bedacht darauf, möglichst plastikfrei zu konsumieren. Statt das Gemüse und Obst in Plastiktüten zu packen, griff ich also zu den wiederverwendbaren Gemüsenetzen – eine Investition in zukünftige Einkäufe, denn die Netze sind ganz einfach bei 30 Grad in der Maschine waschbar.
Schwieriger wurde es dann schon an der Kühltheke. Verpackte Wurst oder Käse im Supermarkt gibt es nur in Plastikverpackungen. Dementsprechend muss man hier an die Frischetheke treten oder in die Metzgerei des Vertrauens fahren. Doch auch hier gibt es derzeit noch keine optimale Lösung, denn das Lebensmittelgesetz schreibt vor, dass der Hygienebereich ab der Theke beginnt, weshalb einige Metzgereien es ablehnen, Fleischwaren in mitgebrachte, möglicherweise verunreinigte Boxen, zu legen. So oder so kommt es darauf an, wo man einkauft. Da Plastik aber ein brandaktuelles Thema ist, wird schon intensiv an Lösungen getüftelt.


Auf der Suche nach Unverpackt-Läden hatte ich dieserorts kein Glück. Möchte ich unverpackt einkaufen, müsste ich zunächst nach Straubing, Deggendorf oder noch weiter nach Regensburg oder Passau fahren – das ist mir für meinen gewöhnlichen Wocheneinkauf einfach zu weit. Wer allerdings nicht nur nachhaltig, sondern auch regional einkaufen möchte, der sollte sich nach Hofläden umsehen oder sein Glück auf dem Wochenmarkt versuchen. Obst wird dort überwiegend in mitgebrachte Taschen – auch gewöhnliche Handtaschen – ausgegeben und vorher lose abgewogen. „Die Plastiktüte ist für mich nur noch eine Notlösung“, erklärte mir ein Händler. Andere Verkäufer sind schon größtenteils auf Papiertüten umgestiegen. Einig sind sich jedoch alle, dass beim nachhaltigen Konsum vor allem der Käufer gefragt ist. Wer schon weiß, dass er Brot kauft, kann zum Beispiel seine eigene Brottüte mitnehmen.
Einkaufskörbe, Stofftaschen, Gemüsenetze, Vorratsdosen und Co. – wer seinen Einkauf vorher plant, braucht keine Plastiktüte und kann größtenteils auf die umweltschädigende Umverpackung verzichten. Doch leider ist es nicht in allen Bereichen so einfach. Wer Joghurts kaufen will, hat natürlich die Option, solche in Glasbehältern zu kaufen. Wer jedoch spezielle Wünsche hat (laktosefreie Joghurts), muss sich meist, mangels Alternativen, mit der Plastik-Umverpackung abfinden. Noch schwieriger wird es, wenn es um Flüssigkeiten geht, speziell um Haushaltsmittel. Wer flüssiges Waschmittel verwenden möchte, hat Pech gehabt. Eine Papierverpackung gibt es nur mit Pulver-Waschmittel. Auf der Suche nach Putzmittel ging es mir ähnlich.

Da ich mir meine Putzmittel nicht selbst mischen möchte, muss ich mich mit Plastikflaschen wohl anfreunden. Und auch in Sachen Kosmetik und Hygiene sieht es – zumindest für mich persönlich – schlecht aus. Mein flüssiges Shampoo und Duschgel möchte ich nicht missen und „Haarseife“ sagt mir persönlich nicht zu. Als Allergikerin bin ich grundsätzlich in Sachen Cremes und Kosmetik sehr eingeschränkt und froh darüber, überhaupt Mittelchen gefunden zu haben, die mir keine Hautreizungen verursachen. Doch auch, wenn ich mich in dieser Hinsicht nicht einschränken kann oder möchte, achte ich zumindest auf zwei grundlegende Dinge: Produkten, die in recyceltem Plastik verpackt sind und Naturkosmetik gebe ich den Vorzug und im Nachgang achte ich auf korrekte Mülltrennung. Eine kleine positive Veränderung konnte ich letztlich auch im Badezimmer umsetzen: Statt den üblichen Wattepads verwende ich zum Abschminken waschbare und wiederverwendbare Abschminkpads und die herkömmlichen Wattestäbchen sind einer Bio-Baumwoll-Alternative gewichen.
Fazit von Marina:
Auch kleine Veränderungen sind ein Anfang. Obwohl ich in meinem Selbstversuch keine lebensverändernde Umstellung meines Plastik-Konsums feststellen konnte, so sind auch kleine Schritte immerhin ein Anfang. Und wenn jeder einen kleinen Schritt in Richtung Plastikfreiheit macht, ist das letztlich gesehen schon ein großer Schritt für die Umwelt.
Text: Marina Liefke
Fotos: Christine Daxl