S T A D T G E S P R Ä C H E
Zeitenwende in der Stadt Dingolfing. Nach mehr als drei Jahrzehnten ging Geschäftsleitender Beamter Hans Schmid im vergangenen Jahr in den Ruhestand. Ihm folgte Thomas Layh. Im Gespräch mit dem Dingolfinger Stadtmagazin zieht der neue Geschäftsleitende Beamte eine erste Bilanz und spricht über Themen wie Stadtentwicklung, Ehrenamt und WLAN-Hotspots.
Herr Layh, Sie sind seit mittlerweile einem Jahr Geschäftsleitender Beamter der Stadt Dingolfing. Haben Sie sich schon eingelebt?
Thomas Layh: Ja, das habe ich. Ich bin hier im Rathaus sehr freundlich und kollegial aufgenommen worden und habe ein großartiges, hochmotiviertes Team vorgefunden. Das hat mir den Anfang schon erleichtert. Natürlich sind viele Aufgaben neu und herausfordernd, aber man wächst auch nach und nach in diese Tätigkeit hinein.
„Mich hat diese Aufgabe einfach gereizt“
Was hat Sie an diesem Job gereizt?
Thomas Layh: Ich wollte mich beruflich weiterentwickeln. Zudem fand und finde ich die Vielseitigkeit dieser Tätigkeit faszinierend. Immer wieder neue Themen, neue Gesprächspartner – das hat mich gereizt. Außerdem haben mich als Dingolfinger städtische Themen und Entwicklungen schon immer interessiert.
Die Fußstapfen, die Ihr Vorgänger Hans Schmid hinterlassen hat, sind groß. Mit wie viel Respekt und Demut sind Sie an diese Aufgabe herangegangen?
Thomas Layh: Natürlich hat man Respekt und Demut vor dem Amt. Gleichzeitig ist es aber auch eine große Freude, für seine Heimatstadt arbeiten zu dürfen.
Was konnten Sie von Ihrem Vorgänger noch lernen beziehungsweise was hat er Ihnen mit auf den Weg gegeben?
Thomas Layh: Ich konnte mit meinem Vorgänger noch rund 16 Monate zusammenarbeiten. Dabei hat er mir natürlich auch zahlreiche Hinweise und Tipps gegeben oder Hintergründe zu Sachverhalten genannt. Für diese sehr angenehme und vertrauensvolle Zusammenarbeit möchte ich Hans Schmid nochmals ausdrücklich danken und meinen hohen Respekt vor seiner Lebensleistung zum Ausdruck bringen. Dennoch muss man dann die anfallende Arbeit selbst erledigen und letztendlich auch seinen eigenen Weg gehen.
Wenn Bürgermeister der Stadt Dingolfing eines der schönsten Ämter der Welt ist, kann ein Geschäftsleitender Beamter einer sehr reichen Stadt sicherlich nicht klagen. Macht es mehr Spaß mit einem solchen Haushalt zu arbeiten oder ist es mit viel Geld auch schwerer zu gestalten?
Thomas Layh: Ich persönlich empfinde es schon als vorteilhafter, weil die Finanzkraft der Stadt einfach mehr Möglichkeiten oder Gestaltungsspielräume eröffnet. Damit aber jetzt keine Missverständnisse entstehen möchte ich schon darauf hinweisen, dass trotz der äußerst positiven Finanzsituation innerhalb der Stadtverwaltung sehr sorgsam mit den Geldern umgegangen wird. Da muss man sich schon öfter von Dritten den Satz entgegen halten lassen, „wir hätten doch das Geld“.
Der Marienplatz ist fertig. Nur die Geschäfte werden in der Innenstadt immer weniger. Wie will die Stadt Dingolfing die Attraktivität noch weiter erhöhen?
Thomas Layh: Ich muss zunächst feststellen, dass in den Räumen der Metzgerei Köck der Betrieb wieder aufgenommen wurde und das Schmankerl besteht ebenfalls noch. Natürlich haben sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Innenstädte durch das Einkaufsverhalten der Menschen und dabei besonders durch den Online-Handel verschlechtert. Durch viele Investitionen Privater, der Sparkasse und nicht zuletzt mit den städtischen Sanierungsmaßnahmen wurde eine attraktive städtebauliche Qualität geschaffen und ein deutlicher Zuwachs an Einzelhandelsflächen erreicht. Doch bei all diesen Maßnahmen gilt: Die Stadt kann Rahmenbedingungen für die Innenstadt schaffen, die Innenstadt nutzen, sich dort aufhalten, einkaufen oder die Gastronomie nutzen, das muss jeder schon selbst.
Wenn man Bürger fragt, bekommt man immer die gleiche Antwort: Sie würden sich einen Magneten in der Innenstadt, im Zentrum, wünschen, um die Attraktivität zu erhöhen. Wäre ein H&M, Nordsee oder Discounter denkbar?
Thomas Layh: Ja, das würde ich mir auch wünschen. Wir sind hier auch immer wieder in Kontakt mit den Firmen. Nur, die haben eine völlig andere Standortvorstellung. Die wollen entweder an überörtliche Hauptverkehrsachsen oder benötigen Flächen, die wir in der Innenstadt nicht aufbieten können.
Eine große Aufgabe ist der soziale Wohnungsbau. Es gibt noch einige GBW-Wohnungen in Dingolfing. Schlägt die Stadt noch einmal zu?
Thomas Layh: Die Stadt leistet einen erheblichen Beitrag, die Bürger mit bezahlbarem Wohnraum zu versorgen. Die Stadt besitzt 97 Prozent Anteile an der Baugenossenschaft, die über 900 Wohnungen verfügt. Zuletzt wurden von der Stadt selbst rund 150 Wohnungen errichtet. Von der GBW wurden circa 60 Wohnungen erworben. Sollten sich jedoch weitere Kaufoptionen ergeben, wird die Stadt – vorbehaltlich der Entscheidung des Stadtrates – auch diese wahrnehmen.
Welche wichtigen Projekte stehen in den kommenden Jahren auf der Agenda?
Thomas Layh: Wichtige städtische Projekte sind das Baugebiet in Teisbach, die Wohnanlage am Wollanger, aber auch konzeptionelle Planungen, wie der Verkehrsrahmenplan oder das Thema Barrierefreiheit im öffentlichen Raum.
Sie arbeiten eng mit dem Bürgermeister zusammen. Wünschen Sie sich eine weitere Amtszeit von Josef Pellkofer?
Thomas Layh: Ich bin städtischer Beamter und arbeite sehr gern mit Herrn Bürgermeister Pellkofer zusammen. Die Entscheidungen über eine weitere Amtszeit trifft aber zunächst einmal der Bürgermeister selber und dann letztendlich der Wähler.
Ihr Vorgänger lobte die straffe Personalbesetzung. Die Aufgaben in der Verwaltung wachsen jedoch. Muss deswegen vielleicht mehr Personal eingestellt werden?
Thomas Layh: Die Aufgaben wachsen in der Tat. Aufgrund der Finanzkraft nimmt die Stadt Dingolfing gerade auf dem Gebiet der freiwilligen Angelegenheiten auch weitaus mehr Aufgaben als andere vergleichbare Kommunen wahr. Der Personalstand wird immer den Aufgaben und Anforderungen angepasst.
„Wir haben ein Problem mit Drogen“, resümierte Landrat Heinrich Trapp im vergangenen Jahr. Die Stadt reagierte mit der Drogenkontaktstelle in der Kreuzstraße. Können Sie verstehen, dass die Anwohner das nicht gut finden?
Thomas Layh: Es ist allgemein bekannt, dass die Drogenproblematik mittlerweile alle Kommunen betrifft. Die Stadt Dingolfing hebt sich da nicht ab. Die Stadt versucht aber seit Jahren, dieser Entwicklung im Rahmen ihrer Möglichkeiten entgegen zu steuern. Wir beschäftigen als einzige Stadt in dieser Größenordnung einen Streetworker. Sowohl im Jugendzentrum als auch im Stadtteilzentrum Nord wird sehr gute Präventionsarbeit geleistet. Einen weiteren Baustein stellt der neue Drogenkontaktladen dar. Ich muss zunächst klarstellen, dass die Stadt die Drogenkontaktstelle nicht selbst betreibt, sondern die Räume vermietet. Der Betreiber, der Verein 1:1 aus Straubing, wird primär vom Bezirk finanziert, da die Stadt auf diesem Gebiet keine originäre Zuständigkeit hat. Natürlich kann ich nachvollziehen, wenn Nachbarn hier zunächst Bedenken haben. Allerdings ist der Kontaktladen keine Fixerstube, sondern ein niedrigschwelliges Kontakt- und Betreuungsangebot mit dem Ziel eines ersten Zugangs zum Suchthilfesystem.
Dingolfing hat ein reges Vereinsleben. Sie sind selbst in der Feuerwehr aktiv. Viele befürchten, dass die Vereine in Zukunft Probleme bekommen, wenn langjährige Vorstände abdanken. Haben Sie ähnliche Bedenken?
Thomas Layh: Vereine sind das Rückgrat unserer Gesellschaft. Die gesellschaftliche Bedeutung der Vereine ist immens. Sie sind für das Gemeinwohl und den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft von herausragender Bedeutung. Jugendarbeit und Integration finden vielfach in erheblichem Maße und vorbildlich in und über unsere Vereine statt.
Andererseits erfordert das Ehrenamt im Verein von denjenigen, die sich engagieren, Zeit und Kraft und manchmal auch Nerven. Mit einem Vereinsamt übernimmt man Verantwortung. Und das ist in unserer Zeit, das muss ich leider feststellen, keine Selbstverständlichkeit mehr. Viele Menschen möchten zwar gerne die Angebote der Vereine nutzen, sich selbst einbringen dagegen immer weniger. Man muss, glaube ich, konstatieren, dass es schwerer geworden ist, Menschen für Vorstandsämter zu gewinnen. Der Gesetzgeber leistet leider auch seinen Beitrag
Stichwort Internet: Im Stadtgebiet funktionieren die Hotspots nur bedingt. Dabei könnte man über Bayern-WLAN als Stadt eine Vorreiterrolle einnehmen. Insbesondere wären Hotspots in den Dingos möglich. Wäre das eine interessante Option?
Thomas Layh: Seit 2015 ist das kostenlose WLAN an bestimmten Orten in Dingolfing in Betrieb. Der Stadtrat hatte damals aus rechtlichen Gründen beschlossen, dies über einen unabhängigen Provider zu realisieren. Inwieweit man hier etwas ändert oder nachjustiert muss geprüft werden.
Was macht Dingolfing für Sie persönlich so lebenswert?
Thomas Layh: Zunächst einmal ist es meine Heimatstadt. Ich bin hier aufgewachsen und habe hier meinen Freundes- und Bekanntenkreis. Dingolfing bietet viel, hat eine gute geographische Lage und besitzt eine überschaubare Größe.
Was wünschen Sie sich für die kommenden Jahre?
Thomas Layh: Persönlich bin ich ein zufriedener Mensch und lasse meine (wenigen) persönlichen Wünsche daher mal außen vor. Für die Stadt wünsche ich mir, dass sich Dingolfing als wichtige Kommune in Niederbayern allgemein gut weiterentwickelt und sich die Menschen hier auch zukünftig auf den verschiedenen Ebenen für die Stadt engagieren, sich im gemeindlichen Leben einbringen und so zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen. Wenn kein intaktes Gemeinwesen mehr besteht, driftet eine Gesellschaft auseinander. Für die Stadt bin ich da zuversichtlich, mir macht da eher die Entwicklung in Deutschland Sorgen. Insofern wünsche ich mir, dass das gesellschaftliche Klima in Deutschland wieder besser wird.