I n t e r v i e w
Redbox ist ein spezielles Konzerterlebnis. Dies zeigte sich bei den Festivals in der Eishalle oder auch bei den Konzerten in der Stadthalle. Am Freitag, 17. Mai, steigt die zehnte Auflage der Festivalreihe. Grund genug sich mit Hartmut Heder von der Kulturini zu unterhalten. Hier stand er dem „DA“ zu Themen wie dem Line-Up für das Jubiläum, den Highlights aus den Vorjahren und dem nicht so kulturaffinen Dingolfingern Rede und Antwort.
„“Bei uns gibt es auch Bier und was zum Essen“
Herr Heder, in wenigen Tagen heißt es „Vorhang auf“ für Redboxkultur in der Stadthalle. Wie groß ist die Vorfreude beziehungsweise Nervosität?
Hartmut Heder: Immer beides. Wir haben Bands am Start, für deren Auftritt wir lang und intensiv hingearbeitet haben, und jetzt kommen sie! Dass das klappt, ist eine sehr große Freude. Nervosität ist aber auch angesagt, hoffentlich kommen genug Gäste, hoffentlich geht nichts schief. Aber so richtig krass ist noch nichts schief gegangen, seit wir das machen.
Lassen Sie uns kurz zurückblicken, denn Redbox feiert 10. Geburtstag. Viele namhafte Bands gastierten in Dingolfing. Was waren Ihre persönlichen Höhepunkte aus den ganzen Jahren?
Hartmut Heder: Ich fang mal mit Vorschusslorbeeren an: Friends of Gas sind ein Urknall in der neuen deutschen Musikszene, so etwas Intensives hab ich schon ganz lang nicht mehr gehört. Rückblickend war für mich der Auftritt der japanischen Soulband Osaka Monaurail der beste aus 20 Redboxabenden. Absolute Überraschungshits und auch persönliche Favoriten waren die Finnen Jo Stance und die Pariser Poni Hoax. Aber auch die großen Namen wie LaBrassBanda, Parov Stelar oder Mardi Gras BB waren Redbox-Highlights.
Das Festival in der Eishalle gibt es nicht mehr. Dafür eine Konzertreihe in der Stadthalle. Wie sind Sie bisher zufrieden mit dem neuen Format?
Hartmut Heder: Nun, jetzt ist es ja wieder ein Festival. Ab drei Bands, haben wir uns gesagt, nennen wirs Festival. Zur Location: Die Stadthalle wird quasi zum „Club“ abgedunkelt und bietet hautnahes Bühnenerlebnis und mittlerweile einen wirklich guten Sound. Das ist in den coolen Großstadtclubs nicht unbedingt der Fall, da bin ich schon in der letzten Reihe gestanden und habe nichts gesehen.
Mit Friends of Gas, International Music und Die Nerven startet man in die dritte Auflage in der Stadthalle. Bands, die zwischen Pop, Rock, Punk und Alternative sich bewegen. Wieso gerade diese Bands?
Hartmut Heder: Nun, jetzt ist es ja wieder ein Festival. Ab drei Bands, haben wir uns gesagt, nennen wirs Festival. Zur Location: Die Stadthalle wird quasi zum „Club“ abgedunkelt und bietet hautnahes Bühnenerlebnis und mittlerweile einen wirklich guten Sound. Das ist in den coolen Großstadtclubs nicht unbedingt der Fall, da bin ich schon in der letzten Reihe gestanden und habe nichts gesehen.

„Dieses Ueberraschungsmoment, das Unkonventionelle, das vermisst man manchmal schon in der sogenannten Provinz.“
In den Veranstaltungsteasern liest man viel von Allerneuester Deutscher Welle. Das scheint ja ein Befehl an die Mittfünfziger zu sein, in die Stadthalle zu kommen?
Hartmut Heder: Natürlich, DAF lässt grüßen. Und so etwas live zu erleben, ist weder mit der Schallplattensammlung von anno dazumal noch mit Videos aus Youtube zu ersetzen. Es geht nicht nur ums Hören und Sehen, diese Musik muss man fühlen, atmosphärisch einsaugen. Unser Vokalgast Nina Walser zum Beispiel geht singend aufs Ganze, das ist Energie pur, sowas bleibt am PC nur ein Abglanz. Egal ob Mittfünfziger oder Mittzwanziger davor sitzen.
Die Kulturini steckt viel Herzblut in Redboxkultur. Wie enttäuscht war man dann teilweise über die nicht so große Resonanz?
Hartmut Heder: Wir waren immer ein bisschen zuviel enttäuscht. Das war nicht ganz gerecht. Wir hatten auch sehr gut besuchte Redboxabende. Wir sprechen auch mit anderen Konzertveranstaltern, und da tut sich ein generelles Problem auf, die Begeisterung von Livemusik lässt zugunsten von Konservenmusik und der Möglichkeit, sich alles im Internet anzuschauen, nach. Davon noch verschont sind bisher Open Airs, das ist aber eine andere Welt, das sind Wochenendausflüge mit Musikbegleitung. Ist auch ok, aber eben was anderes.
Dingolfing scheint ein schwieriges Pflaster für kulturelle Events zu sein. Motivieren kann man die Leute eigentlich nur, wenn es Bier und was zu Essen gibt. Bestenfalls noch mit einem Makerl subventioniert. Das ist doch traurig …
Hartmut Heder: Bier und was zum Essen gibt’s auch bei uns (lacht). Das schwierige Pflaster heißt aber nicht Dingolfing, sondern Kleinstadt. Das Neue, noch nicht Etablierte, findet fast nur noch in den Großstädten statt. Die Resonanz auf unser diesjähriges Redbox ist groß, aber doch sehr von Leuten aus München und Regensburg. Wenn man das flache Land aber aufgibt für solche Veranstaltungen, das wäre fatal. Wir sind Epizentren. Und dafür muss man sich engagieren, man wird mit hervorragenden Konzertabenden belohnt, die in jeder Hinsicht, Sound plus Atmosphäre, dem Niveau der großen Spielstätten standhalten.
Liegt es vielleicht auch daran, dass unter dem Jahr zu wenig geboten ist?
Hartmut Heder: Was szenischen Wagemut betrifft, bestimmt. Die Nerven waren kürzlich in den Münchener Kammerspielen. Tags darauf gibts wieder Shakespeare. Dieses Überraschungsmoment, das Unkonventionelle, das vermisst man manchmal schon in der sogenannten Provinz. Wenn es sich aber nicht rechnet, ja was dann? Ohne städtische Förderung wäre Redbox jedenfalls nicht möglich.
Was wünschen Sie sich für den 17. Mai?
Hartmut Heder: Dass unsere Gäste zufrieden, vielleicht sogar glücklich sind, und dass es uns gelingt, noch möglichst viele neugierig zu machen für die „Allerneueste deutsche Welle“.
Text: Andy Forster
Foto: Christine Daxl