E h r e n s a c h e
Jürgen Stadler
Jürgen Stadler ist Erster Vorsitzender der Hospizgruppe Dingolfing-Landau, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Kranke und Sterbende sowie deren Angehörige in ihrem gewohnten Umfeld auf dem letzten gemeinsamen Weg zu begleiten. In der Rubrik „Ehrensache“ verrät er, was die Arbeit der Hospizgruppe auszeichnet und warum das Ehrenamt so wichtig ist.

„Wir schauen dort hin, wo viele wegschauen“
Als der frühere Vorsitzende Dr. Michael Stütz aus gesundheitlichen Gründen im Februar 2016 sein Amt abgeben musste, kam die Vorstandschaft auf Jürgen Stadler zu, ob er die Nachfolge antreten würde. Schließlich hat er sich dazu entschieden, die ihm anvertraute Aufgabe zu übernehmen. „Ich habe es nicht bereut!“, so Stadler selbst. Der Verein zählt aktuell 259 Mitglieder und 45 ehrenamtliche Hospizbegleiter. Dazu kommen vier hauptamtliche Mitarbeiter sowie die Vorstandschaft. Mit ihrer Arbeit unterstützt und entlastet die Hospizgruppe pflegende Angehörige, indem sie Ängste nehmen, Trost spenden oder einfach nur da sind. „Für viele ist es beruhigend, wenn man einen Ansprechpartner hat, der sich mit dem Sterbeprozess auskennt“, sagt Stadler. Alle ehrenamtlichen Begleiter durchlaufen eine fundierte Ausbildung und verfügen über einen reichen Erfahrungsschatz. Seit 2019 hat der Verein auch ein eigenes Büro in Dingolfing und das Angebot wird gerne angenommen. Das macht sich vor allem durch den deutlichen Anstieg an Sterbebegleitungen bemerkbar.
Durch die Arbeit bringt die Hospizgruppe das Thema Tod und Trauer in die Gesellschaft ein, das zunehmend verdrängt wird. „Wir schauen dort hin, wo viele wegschauen“, so der Vorsitzende. Für Stadler hat das Ehrenamt eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und ist ein Zeichen für Teilhabe, Integration und Wohlstand. Problematisch sieht er vor allem den Rückzug der Menschen in die Privatsphäre, denn immer weniger sind bereit sich für das Gemeinwohl einzusetzen. Dabei kann das Ehrenamt einem so viel zurückgeben: „Es ist eine schöne Erfahrung, dass man durch den persönlichen Einsatz etwas Positives bewirken kann und damit seine Lebenszeit sinnstiftend zu verbringen.“ Jedes Jahr kommen neue Menschen dazu, die bereit sind, die verantwortungsvolle Aufgabe der Sterbebegleitung zu übernehmen.
Text: Andy Forster