
Foto: Steffen Z. Wolff
Musik
Er ist Dozent, Lehrbuchautor und ein deutschlandweit bekannter Saxophonist. Die Rede ist von Thorsten Skringer, der in Dingolfing geboren und in Frichlkofen aufgewachsen ist. Danach zog es ihn in den Bayerischen Wald und auf die großen Bühnen der Welt. Unter anderem ist der Mitglied bei der Band Heavytones, die nicht nur als Showband der Raab-Show TV Total für Furore sorgte. Im Gespräch mit dem Dingolfinger Stadtmagazin sprach Skringer über den Lockdown, Stefan Raab und seine musikalischen Projekte.
„Das Saxophon ist meine Stimme“
Herr Skringer, welche Erinnerungen haben Sie an Dingolfing?
Thorsten Skringer: Als kleiner Junge war ich immer bei der Oma in Frichlkofen. Bin dort in den Ferien quasi aufgewachsen. Und ganz wichtig: Ich habe in Dingolfing die Leidenschaft für Musik entdeckt. Kurzum: Ich erinnere mich natürlich gerne an meine Kindheit.
Wie kamen Sie das erste Mal mit Musik in Berührung? Und wann stand letztendlich fest, dass es Ihr Beruf werden würde?
Thorsten Skringer: Im Alter von fünf oder sechs versuchte ich mich an der Flöte und Klarinette, aber erst als ich mit 14 Jahren das erste Mal in Berührung mit einem Saxophon gekommen bin, begann ich Musik erst richtig ernst zu nehmen. Letztendlich wusste ich ab dem Zeitpunkt genau, wohin mich mein Weg führen sollte. Mit viel Glück, Ehrgeiz und Durchsetzungsvermögen ist dies auch ganz gut gelungen (lacht).
Sie sind unter anderem Mitglied der Heavytones. Die Showband begleitete viele Jahre Stefan Raab bei TVTotal. Die Show war für ProSieben ein Quotenhit und für Raab eine ideale Ideentankstelle für diverse Shows. Mal ehrlich: Wie war er als Chef?
Thorsten Skringer: Unser Chef beziehungsweise musikalischer Leiter war und ist Wolfgang Dalheimer. Stefan Raab war eher der kreative Kopf, das Mastermind, über dem großen Ganzen. Auf jeden Fall hatten wir jede Menge Freiheiten und durften entscheiden, welche Songs wir spielen wollten. Lediglich bei den großen Castingshows, aus denen bekanntlich Stars wie Lena Meyer-Landrut hervorgingen, hat sich Stefan Raab auch musikalisch eingebracht. Es war wirklich eine wahnsinnig schöne Zeit, an die ich mich gerne zurückerinnere.
Raab hat mit Lena Meyer-Landrut den European Songcontest gewonnen. Wie hoch ist auch Jahre später dieser Sieg einzuordnen?
Thorsten Skringer: Das kann man schwer sagen. Ich persönlich glaube, dass Lena den ESC gewonnen hat und nicht unmittelbar das Lied. Beeindruckend war jedoch, dass wirklich alles funktioniert hat. Die Kooperation mit ProSieben und ARD hat bestens geklappt. Und dies war letztendlich ein wichtiger Baustein, dass es dem gesamten Team gelungen ist den ESC – nach so langer Zeit – wieder einmal zu gewinnen.
Die Heavytones spielten bei TV Total mit vielen Stars zusammen. Welche musikalischen Größen haben am meisten Eindruck hinterlassen?
Thorsten Skringer: Eine ganz schwierige Frage, muss ich zugeben. Es gibt natürlich das eine oder andere Highlight, das ich nie vergessen werde. Es haben wirklich sehr viele Stars in der Show gespielt. Gerne erinnere ich mich an Herbert Grönemeyer, Joss Stone, Lionel Ritchie oder Max Mutzke. Und nicht zu vergessen: Die unangefochtene Königin der Klassik, Cecilia Bartoli.
„Gerne erinnere ich mich an Herbert Grönemeyer, Joss Stone, Lionel Ritchie oder Max Mutzke. Und nicht zu vergessen: Die unangefochtene Königin der Klassik, Cecilia Bartoli.“
Nun zu Ihnen persönlich: Sie spielen Saxophon und haben darüber auch Bücher geschrieben und geben sogar Saxcamps. Ist das Saxophon eines der erotischsten Instrumente?
Thorsten Skringer: Interessante Frage, aber das kann ich wirklich nicht beantworten (lacht). Zumindest war für mich schnell klar, dass das Saxophon „meine Stimme“ ist. Zudem ist es meiner Meinung nach einfach zu erlernen. Das Grundprinzip ist eine Blockflöte mit ein paar Klappen.
Das Saxophon wird vor allem mit Jazz in Verbindung gebracht. Ist es auch für andere Genres zu empfehlen?
Thorsten Skringer: In meiner Welt hängt Saxophon unmittelbar mit Jazz und Popular Music zusammen. Allerdings gibt es weltweit auch eine beeindruckende Klassik-Szene.
Ein Gespräch mit einem Künstler führt in diesen Zeiten zwangsläufig zum Thema Corona. Was hatten Sie für 2020 geplant?
Thorsten Skringer: Natürlich ist auch bei mir, vor allem auf dem Live-Sektor, so gut wie alles weggefallen. Mein Glück war allerdings, dass ich doch einige Saxophon-Sommercamps halten konnte. Zudem hatten wir mit den Heavytones noch einige Livesendungen. Somit ist das vergangene Jahr ganz akzeptabel gelaufen. Die Bühne und das Publikum vermisse ich aber trotzdem sehr.
Wie wird die Zeit nach Corona. Die Menschen vermissen die Kultur. Wird es wieder so sein, wie vor Corona oder haben Sie diesbezüglich Bedenken?
Thorsten Skringer: Ich bin ein Optimist und hatte in meinem Leben nur sehr selten Bedenken, außer in den Matheprüfungen in der zehnten Klasse am Gymnasium (lacht). Natürlich bleibe ich positiv, denn wir werden durch diese schwere Pandemie-Zeit mit Sicherheit durchkommen und auch wieder Konzerte, Veranstaltungen, Firmenfeste, Geburtstage, Hochzeiten und Ähnliches erleben dürfen.
Welche Projekte sind in diesem Jahr geplant? Gibt es auch die eine oder andere TV-Show?
Thorsten Skringer: Es sind tatsächlich einige TV-Formate in der festen Planung, über die ich hier noch nicht öffentlich sprechen darf, aber es tut sich was. Außerdem habe ich Ende März meine neue Solo-CD aufgenommen und bin frohen Mutes. Parallel kämpfe ich um die Durchführung meiner Saxcamps im Bayerischen Wald. Sie sehen, es ist immer etwas zu tun – auch in Zeiten von Corona.
Im Vorgespräch haben Sie mir erzählt, dass Sie im vergangenen Jahr beim Dingfest mit Franz Moosauer gespielt hätten. Was halten Sie generell von der Idee eines kostenlosen Festivals mit hochkarätigen Künstlern?
Thorsten Skringer: Ich bin total begeistert, dass es in Dingolfing so eine hochkarätige kulturelle Veranstaltung gibt. Ein Dingfest oder dergleichen können nur wenige Kommunen ihren Bürgern bieten.
Wären die Heavytones beim nächsten Dingfest 2022 gerne dabei?
Thorsten Skringer: Absolut. Mein Aufruf an die Stadt Dingolfing sieht folgendermaßen aus: Der geborene Dingolfinger will endlich mal in seiner Geburtsstadt spielen.
Abschließende Frage: Wie oft besuchen Sie noch Ihre Geburtsstadt?
Thorsten Skringer: Wir besuchen regelmäßig meine liebe Tante Waltraud und freuen uns schon sehr auf den nächsten Besuch, falls Corona es zulässt.
Zur Person:
Thorsten Skringer wurde 1975 in Dingolfing geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Bodenmais und lernte bereits mit sieben Jahre Klarinette. Mit 14 Jahren entdeckte er die Leidenschaft für das Saxophon. Im Jahr 1995 absolvierte er die Neue Jazz Schule München mit Diplomabschluss und gilt seither als feste Größe in der Soul/Pop/Jazz-Szene Deutschland. 2003 gewann Skringer den Yamaha Europa Saxcontest und startete danach seine Solokarriere. Bekannt ist er zudem als festes Mitglied bei den Heavytones. Wenn er nicht im Studio ist oder live auf der Bühne steht, fungiert er als Dozent und Lehrbuchautor. Zudem gibt er Saxcamps im Bayerischen Wald.
Text: Andy Forster
Foto: Steffen Z. Wolff