W i r t s c h a f ts g e s p r ä c h e
In der Rubrik „Wirtschaftsgespräche“ unterhält sich das Dingolfinger Stadtmagazin mit Unternehmern aus der Kreisstadt. Alexandra Witzlinger von der Johannes Apotheke stand zu Themen wie Medikamentenengpässen, Konkurrenz aus dem Internet und die anstehende Allergiesaison Rede und Antwort.
Beratung ist die oberste Maxime
Frau Witzlinger, wie schwer ist es in der heutigen Zeit eine Apotheke zu betreiben, wenn im Internet Doc Morris und Co. als Konkurrenten auftreten?
Alexandra Witzlinger: Der Internethandel mit Arzneimitteln ist mit Sicherheit eine ernstzunehmende Konkurrenz zu den Vor-Ort-Apotheken. Allerdings glaube ich, dass Apotheken vor Ort mit der Möglichkeit, Medikamente schneller zu besorgen beziehungsweise sowieso vorrätig zu haben und dem Service, diese auch zu liefern, eine schnellere Versorgung der Patienten gewährleisten können. In der Johannes Apotheke können unsere Kunden ihre Medikamente auch per CallmyApo vorbestellen und dann entweder abholen oder sich nach Hause liefern lassen. Ein großer Vorteil der Apotheken vor Ort ist auch die qualifizierte Beratung der Kunden im persönlichen Gespräch, was wiederum die Sicherheit im Umgang mit Medikamenten wesentlich erhöht.
Wie viel Wert muss vor allem wegen der angesprochenen Konkurrenz auf Kundenberatung gelegt werden?
Alexandra Witzlinger: Eine qualifizierte, persönliche Beratung unserer Kunden ist oberste Maxime in der Johannes Apotheke. Im persönlichen Gespräch lassen sich individuelle Lösungen für die Probleme der Kunden finden oder wir können einfache Tipps und Tricks bezüglich der Anwendung von Medikamenten geben, die unseren Kunden den Alltag erleichtern. Der persönliche, oft jahrelange Kontakt mit unseren Kunden und das Wissen um die „Erkrankungsgeschichte“ unserer Patienten erleichtern uns die individuelle und auf unsere Kunden zugeschnittene Beratung und helfen uns, auf die Anliegen unserer Kunden individuell einzugehen und entsprechend zu reagieren.
In den vergangenen Wochen und Monaten kursierten Horrormeldungen von Medikamentenengpässen. In einem Land von ungeheurem Wohlstand eine kaum zu glaubende Realität. Wie haben Sie diese Engpässe auffangen können?
Alexandra Witzlinger: Diese Lieferengpässe sind in der Tat ein sehr großes Ärgernis, das mittlerweile mehr als zehn Prozent unserer Arbeitszeit in Anspruch nimmt, um hier auf kundenfreundliche Lösungen zu kommen. Die Ursachen für diese Engpässe sind vielfältig; zum einen ist der Kostendruck in unserem Gesundheitssystem enorm, so dass beispielsweise Wirkstoffe oft in wenigen Betrieben in Fernost produziert werden oder die produzierten Chargen aus Qualitätsgründen nicht freigegeben werden, zum anderen sind aber auch gesetzlich zulässige Entwicklungen wie zum Beispiel die Vergabe von exklusiven Rabattverträgen oder Im- und Exportgeschäfte mit Arzneimitteln eine mögliche Ursache dieser Lieferengpässe. Uns Apothekern bleibt da nur die Möglichkeit, in Absprache mit den behandelnden Ärzten die bestmöglichen Alternativen für unsere Patienten zu finden, um diese optimal zu versorgen.
Wie könnten in Zukunft solche Szenarien verhindert werden?
Alexandra Witzlinger: Den Ursachen und Wirkungen von Lieferengpässen bei Arzneimitteln könnte folgendermaßen begegnet werden: Lieferengpässe müssen von pharmazeutischen Unternehmen und dem Großhandel verpflichtend bekanntgegeben werden sämtliche Akteure müssen in ein zentrales Informationssystem eingebunden werden Mehrfachvergaben von Rabattverträgen mit mehreren Wirkstoffherstellern sind vorzuschreiben die Produktion von Wirkstoffen und Arzneimitteln soll unter hohen Umweltschutz- und Sozialstandards wieder verstärkt in der EU stattfinden Apotheken brauchen definierte Spielräume beim Management von Lieferengpässen und Rechtssicherheit vor Retaxationen.
Nun ein harter Themenwechsel: Der Sommer ist nicht für alle Menschen schön. Viele haben Probleme mit Allergien. Welche Tipps können Sie den leidgeplagten Allergikern geben?
Alexandra Witzlinger: Für Allergiker ist in der Tat die Zeit, in denen ihre Allergien auftreten, eine weniger schöne Zeit. Es gibt jedoch einige „Hausmittel“, die diese Zeit erleichtern: klassische „Hygienemaßnahmen“, um die Allergenbelastung zu reduzieren: Allergiker sollten ihre Kleidung nicht im Schlafzimmer ausziehen und dort liegen lassen. Eine Haarwäsche am Abend spült mögliche Allergene einfach weg. Mit einer Nasendusche lassen sich Pollen und Co. auch mechanisch beseitigen mit naturheilkundlichen Methoden, wie z.B. der Apitherapie, können sich Allergiker selbst therapieren; hier wird vor allem Blütenhonig von heimischen Imkern in Verbindung mit Perga (Bienenbrot) verwendet, um das Immunsystem von Betroffenen zu „trainieren“ nicht zuletzt gibt es verschiedene Homöopathika, die die Beschwerden von Allergikern lindern können.
Welche Präparate beziehungsweise Medikamente sind zu empfehlen, wenn alle Hausmittelchen und Tipps nicht helfen?
Alexandra Witzlinger: Eine medikamentöse Therapie von Allergien sollte immer in Rücksprache mit dem Haus- bzw. Facharzt erfolgen. Es gibt jedoch auch hier sehr gut wirksame Medikamente, die den Allergikern Linderung verschaffen können: klassische Antiallergika wie Fenistil und Cetirizin zur oralen Anwendung antiallergische Augentropfen und Nasensprays zur lokalen Anwendung mittlerweile sind auch cortisonhaltige Nasensprays zur lokalen Anwendung rezeptfrei erhältlich mit Calcium- und Zinkpräparaten lassen sich allergische Reaktionen mindern eine Hyposensibilisierung durch den Facharzt kann den Allergikern auf Dauer helfen, ihre Allergie loszuwerden.
In jedem Fall macht es Sinn, wenn sich Patienten mit Allergien vertrauensvoll an ihren Arzt oder Apotheker wenden.
Text: Andy Forster