Alexander und Silke Fugger aus Kronwieden nahmen an der „Balkan Express Rallye“ teil
von Andy Forster
Dingolfing/Loiching. „Lachen ist die beste Medizin“. Nach diesem Motto begaben sich die beiden Geschwister Silke und Alexander Fugger aus Kronwieden auf eine Abenteuerreise. Sie entschlossen sich bei einer Rallye des Superlative Adventure Club mitzufahren und das ultimative Abenteuer durch Südost-Europa – der Balkan Express Rallye, zu erleben.
Vor dem Start gab es einige Voraussetzungen zu erfüllen: Das Fahrzeug muss älter als 20 Jahre sein, auf Navi und GPS musste verzichtet werden und Autobahnen sollten ebenfalls gemieden werden. „Doch es soll bei diesem Abenteuer nicht nur der Spaß im Vordergrund stehen. Ziel war es, mehr als 500 Euro Spendengelder für einen guten Zweck zu sammeln“, so Silke Fugger gegenüber dem Dingolfinger Anzeiger.
Das Fahrzeug für diese ungewöhnliche Reise wurde schnell gefunden. Ein Opel Rekord, Baujahr 1963 mit 55 PS und Stromversorgung 6 Volt: „Mit dem fahr ich überall hin, auch um die ganze Welt“, so Alexander. Schnell wurde den beiden Kronwiedenern klar, dass sie sich durch die Entscheidung mit dem ältesten Auto des Rennens an den Start zu gehen, hiermit weiteren Herausforderungen stellten.
Die Durchschnittsgeschwindigkeit war deutlich langsamer als die Fahrzeuge der 170 anderen Teams. Bei Dunkelheit glich die Fahrt einem Blindflug und der Scheibenwischer saugte gefühlt den Rest der Energie aus dem Wagen. Dafür ausgestattet mit besten Sitzen, wie auf der Couch im Wohnzimmer, Dreiecksfenstern die jegliche Klimaanlage in den Schatten stellen „und einer gehörigen Portion Fernweh die jegliche Zweifel vergessen lassen“, so die beiden „Draufgänger.“
Am Samstag, 25. August, sollte die Reise losgehen. Doch eine Woche vor Start machte der Opel Rekord (kurzzeitig) schlapp. Diagnose: Benzinpumpe kaputt. Schnell wurde die Autowerkstatt Dengler in Wendelskirchen aufgesucht. Mit viel Herzblut und Schweiß wurde dort das Fahrzeug repariert, durchgecheckt und hervorragend hergerichtet. So konnte das Team mit der Nummer 107 und dem Namen „Weiswuaschtis“, in Dresden an den Start gehen.
Es standen zehn Tage unbekanntes Terrain bevor. Geplante 4 000 Kilometer auf staubigen Straßen, vorbei an traumhaften Stränden, über raue Gebirgszüge und durch einsame Wildnis – mitten durch das Herz des ehemaligen Ostblocks.
Am Start in Dresden wurde das „Roadbook“ ausgehändigt. Dies enthielt Angaben über die Route und war voll mit Aufgaben, bei denen man Punkte sammeln konnte. Das Team mit den meisten Punkten gewinnt – nicht das schnellste.
So ging es den ersten Tag mit einem Zwischenstopp in Polen, Peterswaldau, nach Tschechien in die Stadt Olmütz. Das erste Tagesziel verfehlte das Team aus Niederbayern aufgrund von anfänglichen Schwierigkeiten im Umgang mit Kartenlesen nur knapp und verbrachte die erste Nacht im Auto in Bouzov am Fuße einer Burg.
Die zweite Etappe führte einmal quer durch die Slowakei direkt nach Ungarn in die Hauptstadt Budapest. Das Ziel wurde spätabends erreicht und am nächsten morgen inmitten des chaotischen Berufsverkehrs mit einer kurzen Stadtrundfahrt schnell wieder verlassen.
Es ging weiter durch die karge, von einer landwirtschaftlich geprägten Ebene der ungarischen Puszta über die Grenze nach Rumänien. Dort standen die verträumte Stadt Sibiu, das Schloss Dracula in Bran sowie ein wahrlich traumhafter Gebirgspass, der Transfagarasan Road Nr. 7C, auf dem Programm.
Viel zu schnell mussten die Rallyeteilnehmer leider wieder weiter. Sie entschlossen sich über Bukarest nach Bulgarien zu fahren. Nach einer anstrengenden zwölfstündigen Fahrt konnten sie südlich von Sofia auf einem Campingplatz ihre Zelte aufschlagen. Hier machte sich erstmals die Anstrengung der langen Fahrten bemerkbar und auch das Auto lief nicht mehr ganz so rund wie anfangs. Die Motivation und Laune sank. Alles raste an einem vorbei. Man musste die vielen Eindrücke und Erlebnisse auch erst einmal verarbeiten.
Nach einer kurzen, aber ruhigen Nacht wurde am nächsten Morgen das Auto gründlich gecheckt und die Ursache für das unruhige Laufen wurde schnell entdeckt. Die holprigen Straßenverhältnisse haben etliche Schrauben im Motorraum gelockert und eine ausreichende Benzinversorgung war nicht mehr gesichert. So ging es dann etwas beruhigter und mit neuem Mut weiter nach Mazedonien.
In der Hauptstadt Skopje gab es einen kurzen Zwischenstopp bevor es zum Tagesziel, dem Ohridsee, ging. Zeitlich lief es sehr gut, weshalb dann gleich abends die nächste Grenze nach Albanien gequert wurde und direkt am See ein Platz für die nächste Nacht gefunden wurde. Die Küste des adriatischen Meers war nun nicht mehr weit entfernt was den Teilnehmern neue Motivation gab um schnell weiterzukommen. Ziel war es, am Abend des nächsten Tages im Meer zu baden.
In Montenegro, in der Bucht von Kotor, kam dann endlich Urlaubsstimmung auf. Die Tagesetappen waren nun nicht mehr so lang und es konnten die nächsten Tage viel vom Land besichtigt werden. So konnten die Stadt Dubrovnik in Kroatien, der Nationalpark Krka mit seinen Wasserfällen, die Stadt Mostar in Bosnien mit der berühmten Brücke sowie die Flugzeugkaverne Zeljava besucht werden. Entlang der kroatischen Küstenstraße Richtung Rijeka wurde dann die Grenze nach Slowenien erreicht. Mit dem Besuch einer Tropfsteinhöhle und einer Nacht am See in Bled war das Abenteuer auch schon bald vorbei.
Das Ziel in Salzburg im Casino Kleßheim war nun nicht mehr weit entfernt, welches am Dienstag,
4. September, bis spätestens 17 Uhr erreicht werden musste. Es war eine Punktlandung, denn um 16.55 Uhr fuhren Silke und Alexander Fugger überglücklich über die Ziellinie. Letztendlich standen knapp 6.000 km gefahrene Strecke im Roadbook. Der Slogan „Opel der Zuverlässige“ hatte sich voll bestätigt.
Egal, in welchem Land die beiden mit ihrem Gefährt auftauchten, sie wurden mit großem Interesse und Begeisterung empfangen. „So wurde oft bei Tankstops das Auto umzingelt und bis ins kleinste Detail begutachtet“, so Silke Fugger. So manch ältere Herren wurden wohl an ihre Jugend erinnert.
Zuhause in Kronwieden hatte man viele tolle Erlebnisse zu berichten. Höhen und Tiefen, aber auch das Gefühl, dass man die Welt von einer anderen Seite kennengelernt hatte. Wichtig war den beiden Geschwistern, dass sie mit der Tour 830 Euro an Spenden gesammelt hatten.
Die Summe wurde zu einem großen Teil den Klinik-Clowns in Landshut zugeteilt, getreu dem Motto „Lachen ist die beste Medizin“. Ein weiterer Teil ging an die Meerschutzorganisation Deepwave in Hamburg. „Hiermit nochmal einen großen Dank an die zahlreichen Spender“, so die beiden Kronwiedener. Das nächste Abenteuer haben Silke und Alexander Fugger zwar noch nicht geplant, „aber irgendwas fällt uns bestimmt ein“.